Erläuterungen zum Wartberg-Konzept

Landschaftspflegerisches Exposé ´Wart-Berg´

Anlass des Exposés

Seit längerem wird die Erweiterung der Ortschaft Rosdorf nach Süden erwogen. Anfang der 90er Jahre wurde der Entwurf einer ´Städtebaulichen Entwicklungsmaßnahme´ diskutiert, welche eine umfangreiche Ausdehnung in südlicher Richtung vorsah, die sich am Hang des Wart-Berges emporziehen sollte.
Dieses Konzept wird in verkleinerter Form weiter verfolgt. Der Entwurf eines Bebauungsplanes, der eine Teilbebauung des Wart-Berges vorsah, wurde jedoch in der Ortschaft Rosdorf sehr kontrovers aufgenommen. Viele Rosdorfer befürchten eine Entwicklung, wie sie auf dem Hamberg verlaufen ist. Der Hamberg, wie auch der Wartberg ein isolierter Keuperhügel im Leinetal, ist als natürliche Erhebung von vielen Standorten nicht mehr erkennbar, weil die zum Teil mehrstöckigen Baukörper das natürliche Relief überprägen.
Im Zuge der kontroversen Diskussion wird die Bedeutung des Wart-Berges als Naherholungsgebiet für Rosdorf und seine Wertigkeiten für Naturschutz und Landschaftspflege betont. Das vorgesehene Baugebiet verringert nach Ansicht seiner Gegner den Wert des Wart-Berges für Naherholung und Naturschutz. Es wurde daher der Wunsch vorgebracht, die Einbeziehung des Wart-Berges in das Landschaftsschutzgebiet ´Leinebergland´ beim Landkreis Göttingen zu beantragen.
Eine Begehung des Wart-Berges durch den Verfasser, welche aufgrund mehrerer Berichterstattungen in der örtlichen Presse über die Kontroverse zum Wart-Berg erfolgte, hat zu diesem Exposé geführt. Das Exposé widmet sich der Frage:
Welche Bedeutung besitzt der Wart-Berg für die Naherholung der Rosdorfer Bürger, und wie kann diese durch geeignete Maßnahmen noch verbessert werden?
Bewusst wird in diesem Exposé nicht auf die Auswirkungen einer möglichen Bebauung eingegangen, da dem Verfasser weder der Entwurf des Bebauungsplanes noch die aktuelle Entwicklung vollständig bekannt ist. Auch ohne die Betrachtung der Auswirkungen einer möglichen Siedlungserweiterung bietet der heutige Zustand des Wart-Berges Anlass zu zahlreichen Entwicklungsvorschlägen, die eine Verbesserung der Naherholung bei Aufrechterhaltung bzw. Entwicklung der Wertigkeiten für Naturschutz, Landschaftspflege und Kulturlandschaftsschutz bewirken sollen.
Der Verfasser verbindet die Übergabe dieses Exposés an die Verantwortlichen der Gemeinde Rosdorf mit dem Wunsch, hiermit einen Beitrag zur Konsensbildung in der Frage der Zukunft des Wart-Berges und zur Verbesserung der Lebensqualität in der Gemeinde Rosdorf leisten zu können.

Steigerung der Attraktivität des Wart-Berges
Aufgrund seines großen Potenzials als Ressource für Naherholung, Kulturdenkmalpflege und Naturschutz erscheint es möglich, die Funktion des Wart-Berges für diese Nutzungen bzw. Erfordernisse mit einem vergleichsweise geringen Aufwand wieder zu beleben.
Die wichtigsten Punkte einer Wiederbelebung des Wart-Berges als Erholungs-Raum für Rosdorf können wie folgt umrissen werden:

  1. Verbesserung der Erschließung zwischen Rosdorf und dem Wart-Berg. Die gegenwärtige Erschließung über die landwirtschaftlichen Wege dient nicht primär der Naherholung, sondern der Landwirtschaft. Der Rad- und Fußweg entlang der K 29 ist aufgrund des starken Straßenverkehrs nicht sehr attraktiv. Es ist daher nach Möglichkeiten zu suchen, eine alternative fußläufige Verbindung von der Hagenbreite zum Wart-Berg zu schaffen.
    In jedem Fall sollten diese Wege so befestigt sein, dass ein problemloses Begehen bei jedem Wetter möglich ist.
  2. Verbesserung der Erschließung des Wart-Berges für die Naherholung. Der Wart-Berg selbst ist heute nur sehr unzureichend erschlossen. Befestigte Wege fehlen weitestgehend. Ein Rundwanderweg, auf dem sich die besondere Wirkung des Wart-Berges erschließt - nämlich Ausblicke in alle Himelsrichtungen zu bieten, ist als wesentlichste Verbesserung für die Naherholung anzulegen. Dieser sollte mit einer wassergebundenen Befestigung versehen sein.
    Weitere Wege sollten im Zuge eines abgestuften Erschließungskonzeptes mit dem Ziel der ?Besucherlenkung? angelegt und befestigt werden. Hierdurch wird der Entstehung unerwünschter Trittpfade in Bereichen, deren Bedeutung für den Naturschutz im Vordergrund stehen soll, entgegengewirkt.
  3. Verbesserung der Infrastruktur des Wart-Berges. Eine Verbesserung der Infrastruktur sollte die folgenden Gesichtspunkte beinhalten:
    • Ausstattung mit Bänken, Wegweisern, Schautafeln, mögliche Anlage eines Lehrpfades
    • Erneuerung des Grillplatzes und seines Umfeldes
    • Anlage eines Wald-Abenteuerspielplatzes
    • Erneuerung der Kuppe als ehemaligem Standort der Warte: Baumpflegemaßnahmen, Freistellen der Linde und des Wallgrabens, Einrichtung eines Platzes auf der Kuppe mit wassergebundener Befestigung, Bänken und einer Hinweistafel auf die Warte, ggf. Freischlagen von Sichtbeziehungen
    • Erneuerung des Judenfriedhofes Rosdorf: Verbesserung der Anlage, ihrer Einfriedung und ihres Eingangsbereiches; Aufstellen von Bänken und einer Gedenktafel.
  4. Erstellung eines Pflegekonzeptes und seine Durchführung. Die heutige Situation des Wart-Berges ist zum wesentlichen Teil auf mangelnde bzw. fehlende Pflege zurückzuführen. Die Steigerung der Attraktivität ist daher nur durch hinreichende Pflege herzustellen und dauerhaft aufrecht zu erhalten.
    Das zu erstellende Pflegekonzept hat zwischen der Initialpflege zur Herstellung des gewünschten Zustandes und der laufenden Pflege zu seiner dauerhaften Aufrechterhaltung zu unterscheiden.

    Die Initialpflege hat folgende Punkte zu berücksichtigen:
    • Auslichten der Waldbestände im Rahmen einer Durchforstung
    • Freistellen der Linde auf der Kuppe, ggf. weiterer Sichtschneisen
    • Entfernen von Wildwuchs auf der Basis eines Pflegeplanes, der zwischen Offenlandflächen (Wiesen) und Gehölzflächen differenziert und Sichtbeziehungen definiert (betrifft vor allem die neuen Aufforstungen)
    • Mähen der Wiesenflächen, ggf. Nachsaat, auf der Basis eines Konzeptes, welches der unterschiedlichen Pflegeintensität von Liegewiesen und extensiven Grünlandstandorten Rechnung trägt.
    Die laufende Pflege hat folgende Punkte zu berücksichtigen:
    • Turnusmäßiges Mähen der Wiesenflächen auf der Basis des genannten Konzeptes
    • Extensive Beweidung von Teilflächen
    • Bewirtschaftung der Waldbestände in Anlehnung an das LÖWE-Programm der niedersächsischen Landesforstverwaltung
    • Kontrolle über Grill- und Abenteuerspielplatz (Sicherheitskontrolle, Pflege, Unterhaltung).

  5. Entwicklung eines Nutzungskonzeptes. Ein Nutzungskonzept sollte nach Perspektiven für eine dauerhafte Nutzung des Wart-Berges als Naherholungsraum suchen und dafür konkret Gruppen, Vereine oder sonstige Träger im Sinn einer Patenschaft involvieren. Neben der dadurch initiierten Belebung des Wart-Berges könnte durch diese Patenschaften eine dauerhafte Pflege und Unterhaltung zumindest in Teilbereichen sichergestellt werden. Ein derartiges Nutzungskonzept sollte innerhalb der Dorfgemeinschaft an einem Runden Tisch, einer ?Initiative Wart-Berg? oder in ähnlicher Weise entwickelt werden.
    Folgende Nutzungsmodelle zeigen beispielhaft Möglichkeiten auf:
    • Überlassung von Teilflächen wie Grillplatz an bestehende Vereine (Feuerwehr, Sportverein etc.) als verantwortlichem Träger; Vermietung der Stätten an Gruppen und Privatpersonen möglich
    • Verpachtung von Teilflächen zwecks extensiver Weidewirtschaft
    • Nutzung des Wartberges durch Kindergärten, Kindergruppen und Schulen für Waldtage , Wandertage oder ähnliches
    • Beteiligung von Heimatverein, Ortsheimatpfleger oder Gründung eines ´Wart-Berg-Vereins´ für Erstellung von Schautafeln, Wegweisern etc.
    • Übernahme weiterer Aufgaben durch der Gemeindeverwaltung (Kontrolle und Instandhaltung von Spielplatz, Wegen etc.).

Die unter 1 bis 4 genannten Punkte sollten in einem landschaftspflegerischen Entwicklungskonzept behandelt werden, welches als Voraussetzung einer zielgerichteten Aktivität zur Belebung der vielfältigen Wirkungen des Wart-Berges erarbeitet werden sollte.